1950-1960

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Chronik des Z12

 

Chronik des VFDB Bezirks- und Ortsverbandes Köln
50 Jahre VFDB in Köln, vom 25. Juli 1951 bis 25. Juli 2001

Am 11. Januar 1950 wurde beim FTZ in Darmstadt der VFDB gegründet. Am 13. Januar 1950 ging ein Rundschreiben an die Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen, das FTZ, das PTZ, die VAP und an alle OPD´n ab. Es enthielt u.a. die satzungsgemäß festgesetzten Zielsetzungen des VFDB, die nachfolgend wiedergegeben werden:

 

  • Zusammenschluß von Angehörigen der Deutschen Bundespost, die sich freiwillig über ihre dienstliche Tätigkeit hinaus im Funkwesen – insbesondere im Amateurfunk- betätigen wollen oder daran interessiert sind.
  • Freiwillige Ausbildung und Weiterbildung der Mitglieder im Funkwesen, insbesondere in den von der DBP verwendeten Verfahren.
  • Technische Beratung und Unterstützung der Mitglieder. Austausch von Erfahrungen und Anregungen für fernmeldetechnische Entwicklungen, Unterstützung der DBP bei der Auswahl von Nachwuchs für das Funkwesen.
  • Sammlung und Sichtung der Beobachtungen, Ergebnisse und Erfahrungen der Mitglieder zur Förderung des internationalen Amateurfunks und des Funkwesens der DBP, freundschaftliche Zusammenarbeit mit anderen Amateurfunkverbänden.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sich etwa 800 Interessenten bei dem neuen Verband gemeldet, jedoch war das Echo im OPD Bezirk Köln sehr gering. Hier sind nur 7 Meldungen eingegangen. Es dauerte noch bis zum 18.Juli 1951.

Nachdem zuvor schon eine Gründungsversammlung stattgefunden aber gescheitert war, lud der TI Corsepius zu einer Gründungsversammlung zum 25.Juli 1951 im Sitzungssaal der OPD Köln ein. Er konnte in seinem Schreiben mitteilen, daß die OPD Köln aus alten Beständen des FuZZA Geräte und Zubehörteile erwerben konnte, die zum Aufbau einer Station und für Unterrichtszwecke verwendet werden können. Die Gründungsversammlung fand am 25.07.1951 im Sitzungssaal der OPD Köln um 16:00 Uhr statt. Folgende Teilnehmer waren anwesend:

1.Corsepius, Gustav; 2.Stange, Kurt; 3.Schulz, Reinhard; 4.Rollmann, Raga; 5.Peter, Erich;6.Schulz, Günter; 7.Steinheuer, Josef; 8.Leps, Gerhard; 9.Cholewa, Erich; 10.Großkämper, Anton; 11.Drescher, Bernhard.

Nachfolgend der Wortlaut des ersten Sitzungsprotokolls: Am 25.Juli 1951 trafen sich die in der Anwesenheitsliste eingetragenen Herren und beschlossen, den Bezirksverband der Funkamateure der DBP Köln zu gründen. Es wurde beschlossen, daß vorerst je ein Arbeitskreis in Köln und Bonn gebildet werden soll. Als Leiter des Bezirksverbandes und des Arbeitskreises Köln ist bis auf weiteres Herr TI Corsepius (OPD IIC1) gewählt worden. Mit der Leitung des Arbeitskreises Bonn wurde Herr Bädorf beauftragt. Als Schriftführer des Bezirksverbandes wurde Herr Stange (apl.PI,OPD IIC3) gewählt. Der Mitgliedsbeitrag ist auf DM 0,75 festgesetzt worden. Es wurde beschlossen, wöchentlich und zwar donnerstags 16:30 Uhr zusammenzukommen. Im Wechsel sind technische Vorträge, Basteln und Morseübungen vorgesehen.Der Arbeitskreis Bonn regelt seine Zusammenkünfte selbständig.

Man ging also voller Optimismus und mit vielen guten Vorsätzen ans Werk. Mangels besserer Möglichkeiten wurde als Tagungsort unter den Dachpfannen des OPD- Gebäudes in der Wörthstr. bestimmt. Ein geeigneterer Platz war nicht zu finden. Es dauerte auch nicht lange bis die ersten Morsezeichen von OM Corsepius mit einem 15 Watt- Sender Heinrich über eine Langdrahtantenne ausgestrahlt wurden. Der Empfänger war ein englisches Militärgerät mit ausgezeichneten Empfangseigenschaften. Nun wurde es Sommer. Unter dem nach Westen geneigtem Dach entwickelte sich eine unerträgliche Hitze. Der Betrieb mußte deshalb eingestellt werden. Die Herbsttage vergingen schnell und es wurde Winter. Auch mit Hut und Mantel war die Kälte unerträglich. Der Betrieb wurde wieder für einige Monate eingestellt. Auch der Gedanke, die Versammlungen in einer Gastwirtschaft abzuhalten, mußte verworfen werden. Es fehlte dazu das Taschengeld. Ein Inspektoranwärter z.B. hatte ein Gehalt von monatlich 220.-DM. Wenn er die Miete bezahlt und eine Familie zu ernähren hatte, konnte er es sich nicht leisten, Gastwirtschaften zu besuchen. Andere Räumlichkeiten zu beschaffen , war zu dieser Zeit absolut unmöglich. Zur Begründung sei mir ein kurzer Rückblick gestattet:

Im Kriegsjahr 1942 ist im März das Gebäude des Telegraphenbauamtes 2, Karthäuserwall bis auf die Grundmauern abgebrannt. Am 28.04.1943 setzten Brandbomben den Dachstuhl des Amtes Hansa in der Ulrichgasse in Brand. Durch die Löscharbeiten wurde die darunterliegende Vermittlungsstelle total feucht, unbrauchbar. Gleichzeitig wurden die dem Telegraphenzeugamt auf dem Gelände Ulrichgasse/Karthäuserwall zugewiesenen Gebäude mit den Vorräten völligvernichtet. Durch einen Luftangriff in der Nacht vom 28.zum 29 Juni 1943 wurde das Dienstgebäude in der Cäcilienstr. völlig zerstört. Zerstört wurden die Ämter Anno und Rheinland, das Knotenamt und auch die Fernsprechrechnungsstelle. Im April 1944 wurde erneut das Amt Hansa getroffen. Die inzwischen neu installierten Einrichtungen wurden größtenteils zerstört. Am 28.Oktober 1944 wurde das Gebäude des Postamtes Mülheim bei einem schweren Angriff gegen 16:00 Uhr durch Spreng- und Brandbomben vernichtet. Das Amt Mülheim fiel aus. Lediglich die ummauerte Stromversorgungsanlage überstand. Sie wurde von der deutschen Wehrmacht Anfang März 1945 gesprengt. In der Nacht vom 30.auf den 31.10.1944 wurde das Dienstgebäude des Amtes Eifel von Sprengbomben schwer getroffen. Sie durchschlugen den Flügel Kerpenerstr. (unser jetziger Klubstandort) bis ins Erdgeschoß. Das Dienstgebäude Venloerstr./ Innere Kanalstr., in dem sich das Amt West befand, erhielt in der gleichen Nacht ebenfalls schwere Schäden.

Nach Aufzählung dieser Daten ist es völlig klar, daß der Bezirksverband/ Arbeitskreis Köln sich nicht wie in anderen OPD-Bereichen entwickeln konnte. Zu allem Überfluß wurde das Dach des OPD-Gebäudes im Jahre 1953 abgerissen und ein weiteres Stockwerk aufgesetzt. Der VFDB war nun völlig heimatlos. Die Jahreshauptversammlung im Dezember 1953 brachte eine entscheidende Veränderung. Es wurde zum 1.Vorsitzenden (und Kassenwart) der TI Raga Rollmann, DL9TV gewählt. Stellvertreter und QSL-Vermittler sowie vorläufiger Schriftführer der bisherige 1.Vorsitzende TOI Gustav Adolf Corsepius, DL9QT. Dank der zielstrebigen Bemühungen des OM Rollmann gelang es ihm, einen neuen Klubraum zu beschaffen. Nach Rücksprache mit Herrn AV des FBA 1 Köln, PR Dipl.-Ing. Österfeld und Abtl.L.II, PAm Lichtenberg überläßt das FBA 1 dem BV-Vorstand Köln des VFDB einen 20qm großen leeren Raum in der posteigenen Baracke in Köln-Holweide, Buschfeldstr.30 unentgeldlich als Klubraum. Dieser Raum wurde am 10. Sept. 1954 bezogen. Ein weiterer Raum als Abstellraum folgte 4 Wochen später. Die Räumlichkeiten hatten den Nachteil, daß sie 10 km Luftlinie vom Stadtkern entfernt lagen. Aber dennoch ent-faltete sich bald eine rege Bautätigkeit. Es wurden Antennenmasten gesetzt und mit der Erricht-ung einer Klubstation begonnen. Die Zusammenkünfte fanden wieder jeden Mittwoch ab 17:00 Uhr statt. Die neue Klubstation DL0KN wurde in Schrankform aufgebaut. Der TX war ein Elektromecano EM 20 K 41 und hatte etwa 200 W Input und Anodenmodulation. Der TX wurde zunächst auf 80m und 40m in Betrieb genommen. Die Antenne war eine 41,8m Zepp-Antenne mit 21m Feeder, die 10m über dem Erdboden zwischen 2 Masten im freien Gelände gespannt war. Der RX war recht bescheiden (1-v-2). Zu dieser Zeit zählte der BV Köln 20 Mitglieder wovon 7 (DL9QT, DL9TV, DJ1AZ, DJ1BB, DJ1HE, DJ1WB und DL9MI) eine Lizenz hatten und auch auf den Bändern aktiv waren. Auf dem 80m Band, etwa bei 3,7 MHz wurde an jedem Sonn- und Feiertag die “ Kölner Runde “ gestartet. Die QSL- Vermittlung des VFDB befand sich zu dieser Zeit in den Händen des OM Sonnendorfer, DL3PR in Söcking bei Starnberg (Funküberwachungsstelle München).

Für das Jahr 1951 hatten die Einnahmen der Kasse 88,10 DM, die Ausgaben 93,95 betragen. Für 1952 wurden auch durch das Einziehen rückständiger Beiträge Einnahmen von 201,00 DM erzielt. Die Ausgaben betrugen 100,10 DM. Für 1953 betrugen die Einnahmen 131,70 DM, die Ausgaben 93,80 DM. Die Zahlen zeigen, daß die finanziellen Verhältnisse noch sehr bescheiden waren. Die Anzahl der Mitglieder war in den Jahren 1953-55 konstant bei 20. Erst 1954 kam der Klub in den Besitz eines ausgemusterten Aktenschranks, eines Tisches und fünf Stühlen. Da die räumlichen Verhältnisse doch sehr bescheiden waren, wurde ein von OM Rollmann schon längst geplanter Lehrgang in der Fernmeldeschule eingerichtet. Er begann am 09.03.1956 und dauerte ein halbes Jahr. Der Erfolg war nicht sehr groß. Das hatte seinen Grund darin, daß die Teilnehmer nach einem 8 Stunden-Arbeitstag erschöpft, müde und kaum noch aufnahmefähig waren. Im April 1956 wurde eine Säuberungsaktion der Karteileichen durchgeführt und rückständige Beiträge eingefordert. Anfang März 1956 war schon ein BC 348 N für 180,00 DM käuflich erworben worden, der von den eingetriebenen rückständigen Beiträgen bezahlt werden konnte. Es dauerte noch ein ganzes Jahr, bis die Schaltbilder und Unterlagen am 16.03.1957 beschafft und der Sender in Betrieb genommen werden konnte. Ferner wurde noch ein Vielfach-Messinstrument (Metravo) für 108,00 DM und am 31.07.1957 ein Röhrenvoltmeter (Grundig) angeschafft. Im April und Mai 1958 gelangte ein Sender Lo 40k, ein Langwellenempfänger LWE a und ein Peiler EP 2a aus ehemaligen Wehrmachtsbeständen in den Besitz des OV. Wenn auch schon früher gelegentlich Morseunterricht stattfand, so wurde im Dezember 1959 der Schallplatten-Morselehrgang des DARC, der damals 18,00 DM kostete, beschafft. Im Laufe des Jahres 1959 wurde die Richtfunklinie der DBP Bonn-Ölberg nach Frankfurt modernisiert. Von den ausgemusterten Geräten kamen 5 Michael- und 2 Rudolfgeräte (ehemals deutsche Wehrmacht) zum OV Köln nach Köln-Holweide. Am 29.02.1960 verstarb unser ehemaliger OVV und allseits beliebter OM Corsepius, der eigentliche Begründer des BV Köln-Aachen, der schon in der Anfangszeit mit einer „Besenstielantenne“ und einem 15 Watt Sende-Empfänger QRV war. Er konnte, wenn er erst richtig aufgetaut war, so herrlich von seiner Dienstzeit bei der Reichspost und bei der DAT (Deutsch Atlantische Telegraphen AG) erzählen. Er hatte etliche Jahre auf den Azoren verbracht. Wenn man seinen Worten glauben darf, hat der Dienst bei dem Kabelstützpunkt für das transatlantische Seekabel der DAT nur aus Tennisspielen und Rotweintrinken bestanden. Ich glaube, mich auch noch daran zu erinnern, daß er im 2.Weltkrieg dort von den Portugiesen interniert war.